Sayner Mücke

Sayner Mücke

Ein Tropfen Eisen genügte den Spezialisten der Sayner Hütte, um das kleinste Kunstwerk herzustellen, das jemals aus Eisen gegossen wurde:

  • Die „Sääner Meck“ (Sayner Mücke).

Wahrscheinlich wurde die „Sääner Meck“ um 1820 zum ersten Mal in Sayn gegossen.

Es gibt keine Unterlagen darüber, warum man in Sayn beschloss, die kleine Stubenfliege zu gießen, doch eine Anekdote weiß zu berichten: „Die Sayner Kunstgießer sollen von ihren hochnäsigen Konkurrenten in Berlin hochgenommen worden sein, sie könnten ja gar nicht richtig gießen“. Die „Sääner Meck“ war der beste Beleg für das Gegenteil. Es war eine besondere Leistung, das Gussstück anzufertigen, die Beinchen wurden einzeln aus Draht in den Formsand gestellt und später mit der Pinzette in Form gebracht.

2. u. 3. September 1950:

1. Mückenfest im Sayner Schlosspark, ausgerichtet vom Verkehrs- und Verschönerungs-Verein Bendorf-Sayn-Mülhofen e.V. Die Idee hierzu stammte von Bürgermeister Georg Bauer. An allen Tagen gilt die „Sayner Eisenkunstguss-Mücke als Festabzeichen“. Am Samstag, den 2.September 1950 wird um 16 Uhr eine Kunstausstellung im Krupp’schen Erholungsheim eröffnet.

Aus dem Vorwort der Festschrift 1950 von Bürgermeister Georg Bauer:

„... Es ist gewiss ein Wagnis, die kleine Fliege - der Volksmund nennt sie nicht ganz zutreffend „Mücke“  in den Mittelpunkt eines Volksfestes zu stellen. In Bendorf hat das jedoch seine Berechtigung: die gusseiserne Mücke, unser Festabzeichen, ist ein Kunstwerk, geschaffen an der Stätte der ersten deutschen Kunstgießerei. ...“

Aus einem Bericht von Georg Schneider:

„... Vor (dem) Hintergrund einer mehr als drei Jahrhunderte zurückreichenden Erfahrung entwickelte der Bendorfer Kunstguss sein schwierigstes und künstlerisches Erzeugnis, die Mücke. Nur noch ganz wenige Gießer vermögen sie zu gießen. Sie ist nicht größer als unsere Stubenfliege und manchem, der sie als Anstecknadel trug, widerfuhr es, dass sein Nachbar sie ob ihrer täuschenden Ähnlichkeit verscheuchen wollte. Dabei ist der Guss dieses winzigen Stückchens Eisen nicht einmal das schwierigste dabei. Schwieriger sind die Mückenbeine. Sie müssen einzeln aus dünnem Draht in den Formsand gestellt und später mit der Pinzette gebogen und gerichtet werden. Dabei hat sich schon manche kunstvoll erstellte Mücke ein Bein gebrochen.

Dieser Kunstguss, den man in verschiedenen Museen als seltenes und auserlesenes Stück aufbewahrt, wird nun vom 2. bis 4. September 1950 als Anstecknadel zum ersten Male einem großen Volksfest am Fuße der Burg zu Sayn den Namen geben. ...“


Es gibt sogar ein „Mecke-Lied“, Text von Hännes Breitbach.

 1966:

„... Paul Thewald (geb. 1906) gießt noch „Sääner Mecke“ ... Wenn Paul Thewald die kleinsten Kunstgussstücke zaubert, die es auf der Welt gibt, ist Anton Schmidt Zaungast. Er hat seinem Meister schon viel von seiner Kunst abgeguckt. Er kennt die Kniffe, die man beherrschen muss, wenn aus einem Tropfen Eisen eine kleine Mücke entstehen soll. ... Nervös darf man bei dieser Arbeit auch nicht sein, denn Bruchteile von Millimetern sind entscheidend. Immerhin sind die Beine einer Mücke hauchzart. ...“

Quellennachweis:

Eigenes Heimatarchiv Sayn mit Aufzeichnungen von Franz-Josef Nieth und, -- Sayn und Aufzeichnungen von Fritz Bode und, Sayn

 

  • „Mückenfest“, Festschrift von 1950
  • „Naturgetreue Mücken aus nur einem Tropfen Eisen“, Trierer Landeszeitung vom 30.09.1966
  • Informationen von Anton Schmidt, Kunstgießer aus Sayn
  • Rhein-Zeitung vom 09.01.2001